Ziegenhaltung
Kitzaufzucht
Bei 150 Milchziegen muß man je nach Rasse und optimaler Haltung und Fütterung der Ziegen und Böcke mit mindesten 1,5 Kitze je Ziege rechnen.
D.h. im Schnitt haben die Ziegen 1-2 Junge, aber auch Drillingsgeburten und Vierlingsgeburten sind nicht ausgeschlossen.
Wenn jetzt die 150 Milchziegen nach einer gemeinsamen Trockenstellphase von ca. 2 Monaten mit dem Ablammen beginnen, sind innerhalb ein paar Wochen etwa 225 Kitze im Stall.Überlegungen
- zusätzlich Platz
steht genügend Stallraum, Buchten für die verschiedenen Altersgruppen, Geschlechter, Kranke, zur Verfügung) - zusätzlich Kapital
für die Räumlichkeiten, für Tränken, für die Milch bzw. Milchaustauscher allein ca. 1,5 I Tränke/ Tag /Tier (ca. 340 I /Tag), Zusatzfütterung (Heu, Kraftfutter), Strom, ... Tierarztkosten, Fleischbeschau, Schlachtgebühren, usw. - zusätzlich Bindung und Bereitstellung der Arbeitskraft
während der Ablammzeit fast ununterbrochen im Stall („Aufsammeln der Kitze, Markieren, Geburtshilfe), zur Gewöhnung der Kitze an die Tränke, das Tränken selbst, erhöhter Zeitaufwand für die Versorgung der schwachen und/oder kranken Kitze, Versorgung der Muttertiere nach dem Lammen - Schlacht-Aufzucht
grossteils nicht kostendeckend ist (bis auf einige Ausnahmen) und für die Aufzucht noch Geld mitgebracht werden muss
Aufzucht nach der Geburt
- Einige belassen die Kitze nach der Geburt etwa einen Tag beim Muttertier zur Aufnahme der ersten lebensnotwendigen Biestmilch (Versorgung gesichert bei Mehrlingsgeburten? eigene Ablammboxen?)
Dann nehmen sie die Kitze weg in die Buchten an Tränken und geben dort die Muttermilch weiter(8-10 Tage), bis die Milch an die Molkerei abgegeben werden kann und reichen dann kostengünstigere Ersatzmilch. - Einige nehmen die Kitze sofort nach der Geburt weg, melken das Muttertier und geben den Kitzen entsprechend Biestmilch (Vorteil ist die ausreichende Versorgung aller Kitze, gerade bei Mehrlingsgeburten, übrige Biestmilch kann für andere Kitze verwendet werden). Weiter wie oben.
- Einige lassen die Kitze 6-10 Wochen bei den Muttertieren bis zur Schlachtung oder dem Absetzen (Vorteil: wenig Aufwand mit den Kitzen, Nachteil: mehr Euterschädigungen, einseitige Euterentwicklung bei Einlingen, teure Aufzucht (Verkauf der Milch bringt mehr) und diese abgesetzten Kitze „saufen" eher andere an).
Tränken der Kitze
- Das Tränken der Kitze ohne Zapfen (Aber nur Warmtränke!). Am einfachsten funktioniert es gleich vom ersten Mal weg nach der Geburt aus einem kleinen Kübel (Kg-Joghurt-Becher). Zunächst zeitaufwendig, aber nach ein paar Tagen können dann mehrere aus einer Rinne saufen.
- Das Tränken der Kitze mit Zapfen Dies nehmen auch Kitze, die nach einem bis wenigen Tagen von dem Muttertier abgesetzt werden, sehr gut an. Nachdem zunächst die Biestmilch verabreicht wurde wird allmählich auf Kuhmilch oder Milchaustauscher umgestellt (ebenso bei 1.) Bei dieser Art der Verabreichung kann auch auf Kalttränke zurückgegriffen werden (Anreicherung der Milch oder MAT mit Ameisensäure; Umwälzung der Kalttränke von Vorteil wegen dem leichten Entmischen des Fettanteiles in der Milch. Die Milch steht zur freien Aufnahme zur Verfügung. In der kalten Jahreszeit Wärmelampen von Vorteil (kalte Milch -kalter Stall)
Kalttränke in der Kitzmast
Für die Kitzaufzucht mit Kalttränke gibt es 3 Varianten, die nachfolgend aufgelistet sind:
Angesäuerte Milch mit Ameisensäure
Für 1 Liter Milch (Vollmilch oder Trockenmilch) benötigt man ca. 2 ml Ameisensäure 60 %ige. (1 Liter 60 %ige Ameisensäure für ca. 500 Liter Milch). Ameisensäure vor dem Einrühren in die kalte Milch verdünnen. Am besten 1 Teil Ameisensäure und 9 Teile Wasser und dann 20 ml verdünnte Ameisensäure je Liter Milch dazugeben. Ameisensäure ist in den Verkaufsstellen des Tiroler Imkerverbandes erhältlich.
- Innsbruck: Meraner Straße, Tel. 0512 / 58 23 83
- Imst: Meraner Straße 6, Tel. 05412 / 66 615
- Kundl: Klammstraße 8, Tel. 05338 / 72 47
Fertig angesäuerte Trockenmilch „Denkavit“
Kitaufzuchtmilch: SOLAN 480 CAPRIMEL
Kitzmastmilch: SOLAN 580 CAPRI – OVISOLAN Kraffutterwerk, Schmalwieser GmbH & Co. KG
Unterseling 13, 4672 Bachmanning, Austria
Klaus.pirker · Tel. 0664 61 17 960 @solan.atJoghurttränke
Mastversuch Kalttränke
Im LFZ Raumberg Gumpenstein wurde ein Versuch mit Saanenkitzen bezüglich Mastleistung bei Vollmilchfütterung gegenüber Milchaustauschereinsatz gemacht.
Der Milchaustauscher war Lämmertrockenmilch mit einer Konzentration von 130g TM je Liter Milch.
Beide Versuchsgruppen hatten Kalttränke zur freien Aufnahme zur Verfügung.
ERGEBNISSE DER MASTLEISTUNG GETRENNT NACH VERSUCHSGRUPPEN UND GESCHLECHT MERKMAL VO MAT MÄNNL. WEIBLICH P GRUPPE P GESCHL. Anzahl Tiere 22 20 18 24 LG Versuchsbeginn (kg) 4,52 4,18 4,87 3,83 0,1619 0,0001 LG Versuchsende (kg) 21,34 22,29 23,84 19,78 0,1931 0,0000 Tägl. Zunahme (g) 267 287 302 253 0,0395 0,0000 Gesamt Tränkemenge (kg) 182,42 202,35 205,77 179,00 0,0000 0,0000 Gesamt Heumenge (kg) 3,45 3,24 3,54 3,18 0,4648 0,2039 Gesamt KF-Menge (kg) 0,59 0,64 0,76 0,48 0,2985 0,0000 Tränke (kg) Zunahme (kg) 10,99 11,27 10,97 11,28 0,4310 0,3819 MJ ME (kg) Zunahme 49,03 49,27 48,42 49,88 0,8802 0,3583 Die Kitze erreichten bis zum 63. Lebenstag ein durchschnittliches Gesamtgewicht von 22 Kg.
In der Tabelle ist eindeutig ersichtlich, dass männliche Tiere zur Mast auf höhere Lebendgewichte besser geeignet sind als weibliche Tiere.
Der Unterschied bei Mastleistung und Gesamttränkemänge zwischen Vollmilch und Milchaustauscher könnte dadurch erklärbar sein, dass Vollmilch relativ wenig Eisen enthält, die Kitze dadurch an leichtem Eisenmangel leiden und deshalb nicht so vital sind.
Dies bedürfte jedoch noch genauerer Untersuchungen.
Verfasser und Fotos: Josef Mühlbacher
- zusätzlich Platz